Wenn die Energie in zwischenmenschlichen Beziehungen nicht fließt...

Wenn die Energie in zwischenmenschlichen Beziehungen nicht direkt fließt und kein Kontakt möglich ist, suchen wir (unbewusst) nach einem Ersatz.

 

Niemand kann auf sich allein gestellt sein. Kontakt ist ein biologisches Bedürfnis von uns Menschen. Wenn es also keine menschliche Verbindung in unserem Leben gibt oder diese zu schmerzhaft erscheint, findet eine Ebenenverschiebung statt, und wir suchen unbewusst nach dieser Verbindung an anderer Stelle - das kann eine Verbindung zu Symptomen und Krankheit sein, eine Verbindung zu Geld oder Arbeit, wir können in einer Beziehung zu Alkohol oder anderen Substanzen stehen oder zu Essen, wir können uns in einer Beziehung zu spirituellen Wesenheiten trösten, wir können in einer engen Beziehung zu einer Idee/Konzept stehen, in einer Bindung zu unserem Leiden, Leistung oder Macht, usw.

 

Es gibt verschiedene Varianten solcher Ersatzbeziehungen. Wir ersetzen zwischenmenschliche Verbindung, die uns zu schmerzhaft, gefährlich oder unerträglich erscheint, durch eine "sicherere" oder "einzig verfügbare" Option. Aber die Tatsache ist, dass unsere Aufmerksamkeit und Energie in die Peripherie fließen.

 

Das Tragische daran ist, dass der Zusammenbruch zwischenmenschlicher Beziehungen und diese verzehrte Energiefluss vielleicht schon so früh erfolgt ist, dass es manchmal nicht so einfach ist zu erkennen, was falsch läuft. Das heißt, wir können es oft nicht benennen, wir können nicht klar erkennen, was uns fehlt, und wir versuchen, etwas an der Peripherie zu reparieren.

Und manchmal kann das jahrelang gut funktionieren. Bis wir die innere Ressource haben, uns unseren Wunden in zwischenmenschlichen Beziehungen zu stellen. Und vielleicht ist die treibende Kraft auch oft die Verzweiflung, wenn wir so viele Dinge ausprobiert haben, versucht haben, uns auf verschiedenen Ebenen zu reparieren, unsere Beziehung zu Geld zu heilen, mit unserem Körper und unserer Sexualität zu arbeiten, nach einem Sinn zu suchen, zu meditieren, usw., aber die Leere in uns ist immer noch nicht gefüllt.

 

Sich dem Thema zwischenmenschlicher Beziehungen zuzuwenden, erfordert schon viel Mut. Denn wir begegnen dort wirklich einer Menge Schmerz, Angst, Wut, Verzweiflung und Trauer, mit denen wir wieder in Kontakt treten und lernen können, damit zu leben. Aber die gute Nachricht ist, dass all diese scheinbar überwältigenden Gefühle als Erwachsene eigentlich ganz gut zu handeln sind, und darüber hinaus können manche von denen wichtige Wegweiser für Beziehungen werden, die sogar unsere Beziehungsfähigkeit stärken.

 

Wie Wut und Trauer z.B. Sie zeigen uns, wo in Beziehungen etwas schief läuft, wo wir uns selbst und unsere Bedürfnisse ignorieren, wo uns etwas fehlt und lehren uns, auf einen tieferen Kontakt mit uns selbst und unserer Lebensenergie einzulassen.

 

Energie in zwischenmenschlichen Raum kann wieder direkt fließen, wenn wir im Austausch über unsere Gefühle und Bedürfnisse miteinander kommen, wenn wir zuhören und gehört werden. Wenn wir uns sowohl für uns selbst als auch füreinander wirklich interessieren.

 

Sind wir miteinander verbunden, dann sind wir zu Hause angekommen, und es besteht keine Notwendigkeit mehr, Verbindungen auf anderen Ebenen zu suchen.

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