Kennst du dass, dass du dich sehr schnell auf eine Beziehung einlässt, dich sehr schnell öffnest und viel zu schnell vertraust und dann sehr verletzt wirst….?
Dann ist dieser Beitrag für dich.
Etwas vertrautes in einem anderen Menschen wiederzuerkennen, bedeutet nicht immer, dass man einen Seelenverwandten gefunden hat. Oft bedeutet es eine traumatische Bindung und dass man jemanden gefunden hat, mit dem man ein vertrautes Bindungsszenario ausleben kann. Es tut mir leid, wenn ich eine romantische Vorstellung von dir ruiniert habe.
Das Bindungssystem ist sehr komplex, weil es unsere Physiologie, eine starke körperliche Anziehung und Emotionen miteinbezieht. Damit geht ein Gefühl oder ehe eine Empfindung der Euphorie, dass du diese Person kennst einher (weil sie in den Verhaltensmustern deinem Vater oder deiner Mutter ähnelt und innerlich all die gleichen Dinge aktiviert, die du mit ihnen erlebt hast).
Dein System ist automatisch, unkontrollierbar und sehr schnell bereit, sich in eine Symbiose zu verschmelzen. Es dockt sich fast instinktiv dem anderen an und erkennt in ihm das, was es gewohnt ist. Das passiert jenseits deines Verstandes. Ein Zeichen für eine traumatische Bindung ist eine sofortige, sehr schnelle Annäherung und Verschmelzung.
Wir verwechseln das oft mit Liebe und Leidenschaft, weil diese Anziehung und dieses Wiedererkennen eine Menge Hormone, Emotionen und in der Folge romantische Vorstellungen auslöst, dass man endlich nach Hause angekommen ist und den/die Eine/n gefunden hat.
Die Katastrophe beginnt nach ein paar Monaten, manchmal Wochen. Denn diese Art der Bindung kann nicht funktionieren, sie war schon in der Kindheit sehr schmerzhaft und hat auch früher nicht funktioniert. Nur als Kinder waren wir gezwungen, uns anzupassen und zu bleiben, weil wir nicht woanders hingehen konnten. Jetzt haben wir die Chance, entweder zu gehen oder zu bleiben, wenn beide Interesse haben, die schmerzhaften Bindungsmuster gemeinsam zu transformieren und echte Nähe zu erfahren. Solange wir uns dessen nicht bewusst sind was da am Werk ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns im Kreis schmerzhafter Erfahrungen drehen, sehr hoch.
Das Tragische an traumatischen Bindungen ist, dass wir sie oft automatisch wiederholen. Immer wieder werden wir von den Menschen angezogen, die dieselben Wunden in uns aktivieren. In dieser Wiederholung stecken oft viel Schmerz, Frustration und ein Gefühl der Hilflosigkeit...und....in der Tiefe auch Hoffnung, endlich einen liebevollen, lebendigen und echten Kontakt zu finden.
Aber mit den alten, vertrauten Beziehungsstrategien werden wir sie nie finden, denn erstens funktionieren sie nicht, und zweitens ist die Art von Bindung und Symbiose, die wir als Kinder brauchten, jetzt unmöglich und unnatürlich ist.
Es gibt einen Ausweg, und der besteht darin, erwachsene Beziehungen zu lernen und uns auf etwas einzulassen was wir vielleicht nicht kennen. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass alte Bahnen zu verlassen ziemlich herausfordernd sein kann:)
Aber Solche traumatischen Bindungen beinhalten gleichzeitig immer auch eine große Chance zur Transformation. Weil der Punkt wo es für uns am schmerzhaftestem wird ist der Punkt wo maximale Nähe und Kontakt möglich sind.
Ein paar Dinge, auf die du achten kannst:
- Sei achtsam mit der Euphorie und mit dem Wunsch, im selben Moment mit jemandem in Ekstase zu verschmelzen. Es ist an der Zeit, das Tempo zu drosseln, wenn du merkst, dass du jemanden erst seit ein paar Tagen kennst und bist bereit, mit ihm/ihr mit offenem Herzen bis ans Ende der Welt zu gehen.
- Erlaube dir langsam Näher zu kommen. Lass dir viiiiiiiel Zeit, erlaube dir, nicht sofort zu vertrauen, schau genau hin, höre aufmerksam auf deinen Empfindungen und Gefühlsbewegungen. Manchmal kann es sich anfühlen, als würdest du mit dieser Langsamkeit dich selbst verraten und deinen wahren Impulse zurückhalten. Aber das ist nicht wahr. Es ist nur ein altes Bindungssystem, das sich auf diese Weise bemerkbar macht. Es sagt dir, dass du sofort "zugreifen sollst, sonst überlebst du nicht". Für das kindliche Bewusstsein, in der sich die meisten von uns befinden, ist jede noch so zerstörerische Bindung besser als nichts. Für ein Kind bedeutet "nichts", Leere und Tod. Vielleicht hilft es zu verstehen, warum viele Menschen aus destruktiven Beziehungsmustern nicht aussteigen können, obwohl sie Schmerz und Leid verursachen. Oder immer wieder dieselben Muster in Beziehungen wiederholen. Wenn das implizite Gedächtnis des Körpers eine destruktive Art der Beziehung gespeichert hat und keine andere kennt, greift er ständig nach dem, was es kennt, in der Hoffnung, das zu finden, wonach es sucht - warmen und lebendigen Kontakt. Aber ein solcher Kontakt liegt jenseits dessen, was wir kennen.
- Bleib im ehrlichen Austausch mit dem Partner (dafür eignet sich die Methode Ehrliches Mitteilen nach Gopal Norbert Klein sehr gut). Das unterstützt die Achtsamkeit, Langsamkeit und hilft, dass du mehr und mehr in Kontakt mit dir selber und mit dem anderen kommst und alte Verstrickungen auflöst.
Liebe, gesunde Bindung und Kontakt haben nichts mit Euphorie, Gefühlsschwankungen und Endorphinen zu tun.
Liebe ist, wie Osho einmal sagte, kühl. Sie ist tief und ruhig. Echter lebendiger Kontakt fühlt sich sehr leicht und ruhig an. Er kann sich für unsere System langweilig und unspektakuläre anfühlen, weil das sehr ungewohnt ist. Wir haben verlernt, einfach miteinander zu sein, ohne Krieg, Streit, Kampf, emotionale Schwankungen und Leiden. Ohne die Aktivierung des Nervensystems scheint nichts zu geschehen, obwohl die lebendige Bewegung des Lebens gerade dort beginnt.
Und etwas in uns erinnert sich an diese lebendige Bewegung und möchte sich wieder mit ihr verbinden.
Das ist es, wonach wir uns alle sehnen und was wir uns tief im Inneren wünschen.
Kommentar schreiben